Was wird die Kirche in Zukunft tun?

Was wird die Kirche in Zukunft tun?

 

Was wird die Kirche in Zukunft tun, um nicht ihre gesellschaftliche Relevanz zu verlieren und dem negativen Trend der Kirchenaustritte entgegenzuwirken? Die Statistiken zeigen, dass 1950 noch 46,1 % und 2019 nur noch 27,2 % der deutschen Bevölkerung Katholiken waren.

(Anton, 25 Jahre)

 

Die Kirche besitzt zu allen Zeiten höchste Relevanz für die Gesellschaft, sie ist der Garant für das Wohl eines jeden Volkes zu allen Zeiten. Nicht die Kirche verliert heute an Kraft, sondern es verlieren jene an Lebendigkeit, die sich von ihr abwenden. Die Kirche ist von Christus gestiftet zu unserem Heil. Die Sakramente der Kirche sind heilsnotwendig. Die Fülle des Lebens bleibt jenen verwehrt, die sie nicht empfangen.

Weil die Kirche keine Institution ist, sondern der mystische Leib Christi, verkündet sie keine klug ausgedachten Geschichten (vgl. 2. Petrus 1,16), die zum Selbsterhalt in jeder Zeit neu der herrschenden Ideologie angepasst werden müssten, sondern das, was allein dem Leben dient: die Wahrheit. Die Kirche Jesu Christi ist überhaupt nur existent, sofern sie der Wahrheit treu bleibt und nur in dem Maß, wie sie ihr treu bleibt.

Dazu gehören u.a. wesentlich die Bejahung der von Gott gewollten hierarchischen, sakramentalen Verfasstheit der Kirche durch männliche Diakone, Priester und Bischöfe, die Verkündigung nicht nur der Barmherzigkeit Gottes, sondern auch seiner Gerechtigkeit, sowie ein Leben gemäß der Sexualmoral der Kirche, die Gott uns geschenkt hat, um Anteil erhalten zu können an Christus und in Ihm an der Fülle des Lebens (vgl. Johannes 10,10). Im Übrigen ist auch der Zölibat, die sexuelle Enthaltsamkeit des Priesters, keineswegs bloß eine kirchenrechtliche Verpflichtung, sondern apostolischen Ursprungs und dem Priestertum zutiefst wesensgemäß. Mit Dankbarkeit und Liebe sollten wir auf jene schauen, die für das Wohl der Kirche auf Ehe und Familie verzichten.

Kurz: Die Kirche Jesu Christi kann nicht aufhören, dem ganzen Evangelium entsprechend zu leben und es zur Gänze zu verkünden, sonst würde sie als solche aufhören zu existieren. Manche, die im Herzen den katholischen Glauben aufgegeben haben und die Kirche daher auf eine Institution reduzieren, meinen, die hier genannten Teile des Evangeliums und noch mehr als diese, müssten aufgegeben werden. Diese Teile des Evangeliums seien nicht mehr zeitgemäß, die sog. „Lebensrealität“ der Menschen widerspräche ihnen. Vielmehr würde die Anpassung des Evangeliums Jesu Christi an die Menschen dessen Verkündigung wieder anziehend machen. Aber das Gegenteil ist der Fall! Uns ist doch gesagt, dass die Christen das Salz der Erde sein sollen, sodass Leben aus ihr hervorgehen kann. Eine unvollständige, d.h. unwahrhaftige Verkündigung des Evangeliums macht dieses Salz schal: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden“, mahnt uns der Herr (Matthäus 5,13).

Die Kirchenaustritte, wichtiger noch der stark nachlassende Besuch der Hl. Messe am Sonntag, haben hier einen wesentlichen Grund: der Glaube an das Evangelium Jesu Christi hat unter Katholiken, auch Priestern und selbst Bischöfen, so stark nachgelassen, dass sie es weder mit ihrem Leben, noch mit Worten verkünden. Auch der sexuelle Missbrauch durch Kleriker, der ein Problem der gesamten, in bedrückendem Maß sexualisierten Gesellschaft ist, hat ihren Grund gerade in der Abkehr von der Sexualmoral der Kirche. Sie muss nicht „reformiert“, d.h. abgeschafft, sondern entschieden gelebt und verkündigt werden. Sie ist die von Gott selbst gegebene Antwort auf jede Form sexuellen Missbrauchs und der einzige Weg, ihn wahrhaft zu überwinden.

Wenn die Kirche aber beginnt sich an die herrschende Ideologie anzupassen, scheint ihre Lehre in der Tat zu nichts mehr zu taugen. Dem Druck der öffentlichen Meinung teilweise nachzugeben, lässt ihn nicht geringer werden, sondern anwachsen. Die Kirche wird heute auch deshalb von den sog. Leitmedien mit Füßen getreten. Nun sollen die letzten „Fundamentalisten“, die noch an der Verkündigung der katholischen Lehre festhalten, endlich zum Schweigen gebracht werden. Aber wir werden nicht schweigen! Und selbst wenn wir schwiegen, würden die Steine schreien (vgl. Lukas 19,40).

Es bedarf heute tatsächlich einer Reform, wie sie die Kirche ständig bedarf. Eine solche Reform, wie sie allein der Kirche angemessen ist, hat ihre Wurzel in der innigen Sehnsucht der Christen, dass ihr Herz dem Herzen Jesu gleichförmig würde. Uns ist es gegeben, die Kirche mit Gottes Hilfe dort erneuern zu können, wo uns alle notwendige Macht dazu gegeben ist: in unseren Herzen. Möge der Grund unserer Herzen zum Quellgrund des Hl. Geistes werden (vgl. Psalm 84,5-8).

Dann wird auch die streitende Kirche heute in Deutschland und Österreich zu neuem Leben erwachen und neue Mitglieder gewinnen. Denn dann werden sich ihr all jene Nicht-Christen zuwenden, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit (vgl. Matthäus 5,6), aber Christus noch nicht kennen, weil er ihnen niemals glaubwürdig verkündigt worden ist. Der Heilsplan Gottes geht nicht fehl. Er wird unserer geliebten Kirche neues Leben schenken, auch in Form neuer Gemeinschaften und neuer Heiliger. Stellen wir uns Ihm vorbehaltlos zur Verfügung (!):

Christus, göttlicher Herr,
Dich liebt, wer nur Kraft hat zu lieben:
unbewusst, wer Dich nicht kennt,
sehnsuchtsvoll, wer um Dich weiß.

Christus, Du bist meine Hoffnung,
mein Friede, mein Glück, all mein Leben:
Christus, Dir neigt sich mein Geist;
Christus, Dich bete ich an.

Christus, an Dir halt’ ich fest
mit der ganzen Kraft meiner Seele:
Dich, Herr, lieb´ ich allein –
suche Dich, folge Dir nach.

(Hymnus aus dem Stundengebet der Kirche)

 

 

Oskar Buchholz, Student der Kath. Theologie an der Universität Wien